Da ist meine erste Arbeitswoche auch schon zu Ende (Birte beginnt nach dem Wochenende, wenn dann auch die Schukle wieder anfängt). Wir werden überwiegend in Gonville Health arbeiten, einer Gemeinschaftspraxis mit etwa 6000 Patienten, 4 Stellen für Allgemeinärtze von denen kein einzige besetzt ist, was uns leider vorher niemand gesagt hat. Der Kollege Nicholson, der auf dem Papier die Rolle des vom Medical Council of NZ vorgeschriebenen Tutors/Supervisors hat, arbeitet gar nicht in Gonville, sondern in einem anderen Stadtteil, und die "tägliche Supervision während der ersten Woche" ist also nix. Derzeit sind wir dort Kollegen aus USA, Nigeria, Canada sowie Birte und ich. Der Blinde lernts vom Einäugigen. Zum Glück gibts ja Schwestern, die man fragen kann und die meist die Antwort kennen.
Heute hatte ich erstmals eigene Patienten und noch 30 Minuten/Pat, ab nächster Woche dann nur noch 15 min/pat, sinnvolle Medizin ist da kaum möglich, komplexere Frgestellungen wird man in mehrere Besuche aufteilen müssen (also eher wie in D arbeiten, nicht wie in Schweden wo wir z.B. Patientenmit gut eingestellter Hypertonie oder Diabetes 1x/Jahr sehen + 1 besuch bei der Schwester)
Es scheint die ein oder andere unerwartete bürokratische Hürde zu geben, so wurde mir heute erklärt, bestimmte Medikamente könnte ich nur verschreiben, wenn ich zuvor ein Special Authority Form ausgefüllt und bewilligt bekommen hätte, darunter nicht nur echte Nischenpräparate bei z.B. multipler Sklerose, reumatoider Arthritis oder onkologischen Erkrankungen, sondern auch Dinge wie Candesartan, Losartan, Gabapentin, Mirtazapin, Venlafaxin, Spiriva, Symbicort, Seretide, die meisten dieser Medikamente sind in Schweden (und meines Wissens auch in D) erste oder zweite Wahl, mehrere von ihnen sind als Generika billig zu haben und ihr Zusatznutzen belegt. Hier muss ich also zuerst einen Antrag stellen, dessen Bearbeitung bis zu einer Woche dauern kann.
Wie angekündigt hatte ich heute auch bereits die ersten zwei Patienten mit Scabies, was eine echte Volkskrankheit v.a. unter Maori und Pacific people zu sein scheint, teils wegen ihrer erhöhten Empfänglichkeit für Hautkrankheiten, v.a. aber wegen schlechter Wohnraumverhältnisse (zu viele menschen auf zu engem Raum, schlecht ventilierte Häuser etc).
Habe auch begonnen, die hiesigen Guidelines zu durchforsten, die sich im Detaille durchaus von den schwedischen unterscheiden bzgl Screening und Behandlungsindikation /-ziel für Diabetes, Hypertonie etc. Man wird wohl versuchen, sich daran zu halten, soweit es geht, aber es gibt keine Zeit, irgendetwas nachzulesen, solange der Pat da ist, und vermutlich auch kaum vorher oder nachher (es sei denn abends, aber da ist ja dann schon Abend).
Der Kampf mit den Abkürzungen geht weiter, lt Buchungsübersicht kommt am Dienstag eine Patienten für "NK & KN @ 2" und das einzige, was ich verstehe, ist @ 2 = at two (o'clock p.m.), der Rest wird wohl im Dunkeln bleiben, bis ich sie treffe. Es scheint mir unzweifelhaft, dass dies die Patientensicherheit gefährdet (ich würde mich gerne einlesen in NK & KN, wenn ich nur wüsste, um was es geht), aber gut, alle anderen scheinen es ja zu verstehen.
So, genug gejammert, das Dunkel wird sich schon lichten, wenn nicht, beantrage ich einfach eine Special Authority Number. Bis dahin wollen wir am Wochenende eine längere Tageswanderung (Tongairo Crossing) unternehmen, wenn denn nicht noch zu viel Schnee liegt, es geht auf knapp 2000 Meter hinauf).
Florian
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